Wut und Stress

„Das bringt das Fass zum Überlaufen.“
Ein Spruch, den man im Zusammenhang mit Wut kennt. Und wie sehr es auf den Moment zutrifft, in dem unsere Kinder mitunter wütend werden!
Gerade hat dein Kind noch fröhlich mit einem Freund in der Sandkiste gespielt, dann seid ihr lachend zusammen ins Auto gestiegen und plötzlich zuhause, wenn es seine Hände waschen soll, fängt dein Kind an, zu wüten, brüllt „Neeeiiiin!“ und rennt durchs ganze Haus vor dir davon…
Hier ist das Emotions-Fass übergelaufen.
Ein kleiner Tropfen hat gereicht.

Wut und Stress brechen oft aus Kindern heraus, wenn sie zuvor viele Situationen von Ohnmacht und Fremdbestimmung durchlebt haben. Es ist ihnen dann plötzlich alles zu viel und der Körper schüttet Stresshormone aus.
Formulieren können es die wenigsten Kinder, sie unterliegen in dem Moment einem unterbewusst ablaufenden Prozess.

Vielleicht fing es schon gleich morgens an: das Kind soll zu einem vorgegebenen Zeitpunkt Zähneputzen, sich anziehen, frühstücken und dann los in den Kindergarten. (Dabei wollte es doch so gerne noch zuhause weiterspielen.)
Im Kindergarten ist es auch hier und dort angeeckt mit dem vorgegebenen Tagesablauf. („Wir machen jetzt Singkreis!“ … obwohl das Kind sich gerade in eines der Bücher vertieft hatte.)
Bei der Abholung hatte dein Kind vielleicht gerade endlich den Platz auf der Schaukel ergattert, als es hieß: deine Mama wartet auf dich, um dich abzuholen.
Dann fahrt ihr zu einer Verabredung auf dem Spielplatz, obwohl das Kind lieber nach Hause gefahren wäre. „Aber du spielst doch immer so gerne mit Maxi! Du wirst sehen, es macht dir Spaß!“
Als es deinem Kind später tatsächlich Spaß macht, verkündest du, dass ihr jetzt nach Hause müsst. Fremdbestimmung und Ohnmacht ohne Ende.
Das Kind hat bis hierher gut mitgemacht.
„Und jetzt soll ich auch noch Hände waschen? Ich fühle mich nicht gut und möchte nur noch weinen! Ich renne jetzt vor dir weg, Mama, weil ich EINMAL selbst entscheiden möchte!“
Das Händewaschen bringt das Fass zum Überlaufen.

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Du könntest jetzt einerseits auch wütend werden und mit deinem Kind schimpfen:
„NIE machst du, worum ich dich bitte! Jetzt komm doch EINMAL zum Händewaschen und tu, was ich sage!“
Vielleicht empfindest du in diesem Moment einfach so.
Hast du andererseits möglicherweise übersehen, wie sehr dein Kind den ganzen Tag über bereits kooperiert hat?

Am besten hilfst du deinem Kind, indem du es dort abholst, wo es sich emotional in diesem Moment befindet.
Kinder können Wut mit (Rollen-)Spiel abbauen. Spielen und Lachen bedeuten Stressabbau.
Das Kind zu spiegeln, kann ein Einstieg sein: „Ich verstehe, dass dir das Händewaschen gerade zu viel ist.“
Und dann kannst du ins Spiel einsteigen:
„… Aaaah aber fass mich bloß nicht mit deinen dreckigen Fingern an….“
Und dann bist du es, die lachend davon läuft. Du kannst dir sicher sein, dass dein Kind ins Spiel einsteigt und lachend hinter dir herläuft, um dich zu fangen.
Nach einer Weile ist dein Kind stressfrei und kann wieder kooperieren ?

Welche Situationen fallen Euch sonst noch ein, wo diese Art des stressabbauenden Rollenspiels gut funktionieren könnte?
Vielleicht gleich morgens beim Anziehen?

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